Tipps und Hilfe bei Inkontinenz

Inkontinenz
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Es ist kaum zu glauben, aber unter Inkontinenz und Blasenschwäche leiden in Deutschland mehrere Millionen Menschen. Oft wird diese Erkrankung als Alters- oder Frauenkrankheit angesehen, doch Inkontinenz kann in jedem Alter auftreten. Auch Männer und Kinder können davon betroffen sein. Immer jedoch ist Inkontinenz ein Leiden, das die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt. Je nach Ursache gibt es heute vielfältige Möglichkeiten, die Beschwerden bei Inkontinenz zu mildern und die Lebensqualität der Betroffenen wieder deutlich zu verbessern, von der einfachen Inkontinenzunterlage bis zur Operation. Wir geben wertvolle Tipps zu diesem Thema.

Formen der Inkontinenz

Eine Inkontinenz kann verschiedene Formen haben. Diese Inkontinenzformen unterscheiden sich beispielsweise durch die Stärke der Ausprägung der Symptome. In manchen Fällen ist eine genaue Klassifizierung nicht leicht. Im Folgenden stellen wir die verbreitetsten Formen einer Inkontinenz etwas näher vor:

Belastungsinkontinenz

Rund 80 % der Betroffenen leiden unter dieser bei Frauen am häufigsten auftretenden Inkontinenzform. Die Belastungsinkontinenz wird auch Stressinkontinenz genannt. Oft tritt der Harnverlust bei leichter körperlicher Beanspruchung auf, z. B. beim Lachen, Husten, Niesen oder schwerem Heben. Der Druck im Bauch und somit auf die Blase steigt an, der Schließmuskel kann nicht mehr dicht schließen und ungewollt tritt Harn aus.

Es gibt verschiedene Gründe für diese Inkontinenzform. Schwangerschaften, Geburten, Übergewicht oder hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren können eine solche Muskelschwäche verursachen. Das durchschnittliche Alter der betroffenen Frauen liegt bei 47,3 Jahren. Ein weiterer Grund ist ein Absacken der weiblichen Organe im Becken. Im gesunden Zustand halten Muskeln und Bänder die Blase, Gebärmutter und Vagina an ihrer richtigen Position. Im Falle der Belastungsinkontinenz sind diese Muskeln nicht mehr stark genug und die Organe rutschen tiefer, was die Schließfunktion erschwert.

Dranginkontinenz

Eine andere Bezeichnung dieser Inkontinenzform ist auch Reizblase. Diese Inkontinenzform kommt viel seltener bei Frauen vor (etwa 20 % der an Inkontinenz leidenden Frauen). Das Symptom ist ein häufiger, starker Harndrang. Der plötzliche ungewollte Harnabgang kann aus zwei Gründen ausgelöst werden:

  • Muskuläre Dranginkontinenz: Hierbei handelt es sich um eine Überaktivität der Muskeln, die den Harn austreiben. Das zentrale Nervensystem stoppt diese und aktiviert sie erst bei gefüllter Blase. Im kranken Zustand, z. B. bei Gehirnerkrankungen, Entzündungen oder Schlaganfällen sind diese Funktionen ausgesetzt. Die Muskeln, die den Harn austreiben, arbeiten gegen die, die ihn einhalten.
  • Sensorische Dranginkontinenz: Bei dieser Form führt eine fälschliche Wahrnehmung einer vollen Blase zu einem unwillkürlichen Harnabgang. Diese Fehlempfindung entsteht durch Veränderungsprozesse der Blase, genauer der Blasenschleimhaut durch Östrogenmangel in den Wechseljahren, oder auch oft auftretenden Blasenentzündungen.

Überlaufinkontinenz

Eigenständig entleert sich bei dieser Inkontinenzform die volle Blase. Mögliche Gründe sind zu schwache harnaustreibende Muskeln oder zu heftiger Widerstand im unteren Beckenbereich. Viele Faktoren können Auslöser sein: Schädigungen der Nerven durch operative Entfernungen von Tumoren der Eierstöcke oder der Gebärmutter, so dass die entsprechenden Muskelreize fehlen.

Reflexinkontinenz

Die Reflexinkontinenz ist auf eine fehlerhafte Übertragung der Nervenimpulse aus Gehirn oder Rückenmark zurückzuführen, die die Blasenentleerung steuern. Die fehlerhaften Nervenimpulse verhindern das Zusammenziehen der Blasenmuskulatur und die Erschlaffung des Harnröhrenverschlusses.

Behandlungsmethoden – Heilung des Inkontinenz-Leidens

Es gibt eine Reihe von Behandlungsmethoden, die Hilfe bei Inkontinenz-Leiden versprechen. Keine der Behandlungsmethoden verspricht jedoch eine hundertprozentige Heilungschance. Hier einige Beispiele:

  • Das sogenannte Toiletten-Training hilft den Betroffenen, die Blase rechtzeitig zu entleeren, bevor der Harndrang zu stark wird. Es wird in regelmäßigen Zyklen ausgeweitet, um so die Belastbarkeit der Blase zu steigern.
  • Beim Blasen-Training wird durch gezielte Streich- oder Klopfbewegungen der Reflex, welcher zur Blasen-Entleerung führt, ausgelöst. Das Blasen-Training muss unter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden.
  • Hilfreich bei vielen Betroffenen ist auch ein regelmäßiges Beckenboden-Training. Dieses stärkt die Blasenmuskeln und kann Inkontinenz vorbeugen oder bereits vorhandene Symptome der Inkontinenz bekämpfen. Anleitungen zum Beckenboden-Training bietet der Facharzt an. Mit Hilfe einer Elektrotherapie kann das Beckenboden-Training noch intensiviert werden.
  • Eine Harnröhrenoperation, bei der die Harnröhre mit Hilfe eines Bandes angehoben wird, soll die ungewollte Entleerung der Blase verhindern. Eines der gängigsten Verfahren dieser Art nennt sich „TVT-Verfahren“.

Zusätzlich bzw. ergänzend gibt es eine Reihe von medikamentösen Therapien für die verschiedenen Inkontinenzformen.