Private Krankenversicherung – die wichtigsten Vor- & Nachteile

PKV oder GKV?
© WoGi / stock.adobe.com

Das Thema Krankenversicherung ist seit vielen Jahren in Deutschland in aller Munde. Insbesondere die Frage, ob man in einer gesetzlichen oder einer privaten Krankenkasse versichert sein sollte, spaltet die Gemüter. Eine pauschale Antwort kann auf diese Frage nicht gegeben werden, da die Wahl der richtigen Krankenversicherung für die persönlichen Bedürfnisse von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Wir möchten Ihnen hier einen objektiven Überblick, speziell über die Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung, geben.

Für wen ist die PKV gedacht?

Wer selbstständig bzw. freiberuflich tätig ist oder zur Berufsgruppe der Beamten gehört, kann sich auf eigenen Wunsch in einer privaten Krankenversicherung – kurz „PKV“ – versichern lassen. Dies gilt ebenso für die sogenannten „besserverdienenden Arbeitnehmer“ mit einem  Jahreseinkommen von mindestens 69.300 Euro. Darüber hinaus können auch Studenten, sofern sie das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in eine private Krankenversicherung wechseln.

Vor einem Wechsel sollten jedoch einige Punkte bedacht werden. So war es früher kaum möglich, nach einem Wechsel in eine private Krankenversicherung problemlos wieder in die gesetzliche Krankenkasse aufgenommen zu werden. Die Bedingungen wurden hier jedoch zu Gunsten der Versicherten geändert, so dass ein Rückwechsel inzwischen unter bestimmten Umständen möglich ist. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn das Jahreseinkommen eines Versicherten aufgrund eines Jobwechsels oder ähnlichem deutlich sinkt und damit zukünftig unter dem Versicherungsgrenzbetrag liegen wird. Bei Selbstständigen kann ein Rückwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung nur dann erfolgen, wenn die Selbstständigkeit aufgegeben wird und der Versicherte fortan wieder als Angestellter arbeitet.

Formen der privaten Krankenversicherung

Bei der PKV muss zwischen verschiedenen Versicherungsmodellen unterschieden werden. Der weitaus größte Teil der Versicherten genießt den sogenannten „vollen Versicherungsschutz“, welcher alle Kosten übernimmt, die durch die im Leistungskatalog abgedeckten medizinischen Behandlungen entstehen. Für eine kleine Gruppe von privat Krankenversicherten gibt es darüber hinaus eine spezielle Teilversicherung. Sie ist für Mitglieder vorgesehen, die ihre Krankenversicherungskosten nicht zu 100 Prozent selbst übernehmen müssen, sondern nur einen Teil davon aus eigener Tasche zu bezahlen haben. Oft ist dies bei Beamten der Fall.

Welche Vorteile bietet die PKV?

Der sicherlich größte Vorteil ist der bessere Leistungsumfang, welcher außerdem individuell festgelegt werden kann. In einer gesetzlichen Krankenkasse sind seit einigen Jahren nur noch absolute Standardleistungen inbegriffen. Kein Wunder also, dass beispielsweise der Proktologe in Hamburg Kassenpatienten wesentlich längere Terminwartezeiten „aufbrummen“ wird als PKV-Versicherten. Außerdem besteht bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus oft nicht die Möglichkeit einer Chefarztbehandlung. Von einem Einzelbettzimmer brauchen gesetzlich Krankenversicherte noch nicht einmal zu träumen.

Die Berechnung der Beiträge

Die Berechnungsgrundlagen zur Festlegung der Beiträge unterscheiden sich bei der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung in vielen Punkten. Während bei der gesetzlichen Krankenversicherung die Beitragshöhe nahezu ausschließlich von der Einkommenshöhe des Versicherten abhängt, spielen bei der privaten Krankenversicherung einige weitere Faktoren für die Beitragsberechnung eine entscheidende Rolle, was sie zu einem faireren Modell macht und als echter Vorteil angesehen werden kann. Hier wird zum Beispiel zwischen Frauen und Männern unterschieden, außerdem spielen das Alter des Versicherungsnehmers und etliche weitere persönliche Faktoren wie der aktuelle Gesundheitszustand und Genussmittelkonsum wie Alkohol oder Rauchen eine ausschlaggebende Rolle.

Wichtig zu wissen: In der Regel wird vor dem Abschluss eines Versicherungsvertrags bei einem privaten Krankenversicherer eine medizinische Selbstauskunft verlangt. Einigen Gesellschaften reicht dies aber nicht, sie verlassen sich ausschließlich auf die medizinische Voruntersuchung eines Arztes. In beiden Fällen gilt: Schwere und chronische Krankheiten sowie alle Vorerkrankungen müssen in der Selbstauskunft oder bei der Untersuchung wahrheitsgemäß genannt werden. Andernfalls kann der Versicherungsvertrag aufgrund eines Verstoßes gegen die Vertragsbedingungen später vom Versicherer fristlos gekündigt werden und der Versicherte muss mit hohen Regressforderungen rechnen.

Die wichtigsten Nachteile der PKV: Steigende Beiträge im Alter und fehlende Familienversicherung

Bei der privaten Krankenversicherung muss bedacht werden, dass die Beiträge hier nicht über Jahre oder gar Jahrzehnte konstant bleiben. Durch das zunehmende Gesundheitsrisiko des Versicherten in höherem Alter wird dieser für die Versicherung immer teurer. Um diese Kosten aufzufangen, erhöhen sich die Beiträge bei der privaten Krankenversicherung mit zunehmendem Alter teils exorbitant. Dies gilt übrigens auch, wenn der Versicherte bei einem Wechsel in die private Krankenkasse bereits in einem höheren Alter ist und/oder bereits Vorerkrankungen oder bestimmte Risikofaktoren bestehen. In diesem Fall lohnt der Wechsel in die private Krankenversicherung meist nicht, da hier bereits die Anfangsbeiträge recht hoch ausfallen.

Ein weiterer Nachteil der privaten Krankenversicherung ergibt sich aus der sogenannten Familienversicherung. Es handelt sich dabei um ein Versicherungsmodell, das alle Versicherten in Anspruch nehmen können, die sich freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse versichern lassen. Das Modell sieht vor, dass alle Familienmitglieder – das heißt Ehepartner und/oder Kinder – kostenlos in der Police des Versicherungsnehmers mitversichert sind. Beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung existiert dieses Modell nicht, jeder Familienangehörige muss hier eine eigene Versicherung abschließen. Dieser Faktor sollte unbedingt als Entscheidungsgrundlage mit herangezogen werden, denn unter Umständen kann damit der Wechsel in eine private Krankenversicherung unrentabel werden.