Osteopathie – Was bringt es wirklich?

Osteopath behandelt Patienten
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Osteopathie ist ein Bestandteil der Alternativen Medizin, in der die Diagnostik und Beratung hauptsächlich mit den Händen erfolgen.  Die Osteopathie wurde dabei vor rund 140 Jahren von dem amerikanischen Arzt Taylor Still begründet und wird seit den 1980er Jahren auch in Deutschland als Therapieform angeboten und stetig weiterentwickelt. Das Ziel der Osteopathie ist es dabei, den Beschwerden des Patienten auf den Grund zu gehen und eine Ursache hierfür zu finden. Hierbei wird jeder Patient als Individuum wahrgenommen und in seiner Gesamtheit behandelt. Die osteopathische Therapie ist deshalb auch als ganzheitliche Form der Medizin anzusehen. Doch kann eine osteopathische Behandlung tatsächlich Ihre Schmerzen lindern? Wir zeigen Ihnen, was unter Osteopathie zu verstehen ist und worauf Sie vor einer Behandlung achten sollten.

Was ist Osteopathie?

Bei der Osteopathie handelt es sich um eine manuelle Therapie, in der hauptsächlich die Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates (Lesetipp: ISG Blockade) im Fokus stehen. Hierfür werden eigene Techniken genutzt, die lediglich mit den Händen ausgeführt werden. Ziel der Behandlung ist es dabei, mit den jahrelang geschulten Händen als Instrumente, die Ursache für das Leiden des Patienten zu erkennen und dementsprechend osteopathisch zu behandeln.

Was wird behandelt?

Osteopathische Therapien werden überwiegend bei Störungen des Bewegungsapparates in Anspruch genommen. Grundsätzlich lassen sich jedoch nahezu alle körperlichen Beschwerden osteopathisch behandeln. Vor allem bei Beschwerden im Muskel-Skelett System, neurologischen Störungen, Verdauungsbeschwerden, chronischen Schmerzzuständen aller Art und auch einigen gynäkologischen Problemen kann eine osteopathische Behandlung Abhilfe leisten. Die Osteopathie kann jedoch auch als Präventiv-Maßnahme eingesetzt werden, um körperliche Reizzustände vorzubeugen. Auch als Geburtsvorbereitung für Mutter und Kind wird Osteopathie immer häufiger in Anspruch genommen.

Wie hilfreich ist Osteopathie wirklich?

Seitens der Schulmediziner gibt es seit Jahren Kritik an der Osteopathie als Therapieform. Sie bemängeln die fehlenden wissenschaftlichen Fundierungen und Qualitätskontrollen. Für den Bereich der parietalen Osteopathie, welche sich auf den Bewegungsapparat aus Muskeln und Gelenken bezieht, liegen jedoch inzwischen aussagekräftige Studien vor, die die Wirksamkeit einer osteopathischen Behandlung eindeutig bestätigen. Hinsichtlich der viszeralen Osteopathie jedoch, welche sich auf die inneren Organe bezieht sowie die kraniosakrale Osteopathie, die neurologische Beschwerden zu lindern versucht, konnte in den durchgeführten Studien bisher noch keine hinreichende Wirksamkeit festgestellt werden.

Aufgrund der bisher fehlenden Daten und der Tatsache, dass eine osteopathische Behandlung auch ein gewisses Risiko birgt, wenn sie ohne vorherige ärztliche Diagnose durchgeführt wird, verweigern einige Arztpraxen die Ausstellung von Rezepten oder Verordnungen. Dies hängt auch mit Haftungsgründen zusammen, denn der Arzt ist bei der Aushändigung einer Therapieverordnung mitverantwortlich, wenn es zu Komplikationen kommen sollte.

Worauf Sie bei einer Osteopathie-Behandlung achten sollten

Nichtsdestotrotz erfreut sich die Osteopathie seit Jahren großer Beliebtheit und stellt für viele Patienten eine ernsthafte Alternative zur Schulmedizin dar. Doch was gibt es für Sie vor dem Beginn einer osteopathischen Therapie zu beachten? In aller erster Linie sollten Sie sicherstellen, dass hinter ihren Symptomen keine ernsthafte Erkrankung steckt, die mittels herkömmlicher Therapie behandelt werden sollte. Folglich sollten Sie stets als erstes Ihren Hausarzt aufsuchen, bevor Sie die Möglichkeiten einer osteopathischen Behandlung probieren. Auch sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Osteopath sein Wissen in einer drei- bis fünfjährigen Zusatzausbildung der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Therapie erworben hat und somit über umfassende medizinische Kenntnisse verfügt. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeuten im Zweifel direkt, wie er seine Qualifikationen erworben hat. Ein seriöser Therapeut gibt Ihnen darauf gerne Antwort.

Dauer einer osteopathischen Therapie

Grundsätzlich ist eine osteopathischen Therapie sehr individuell und abhängig von Ihrem Krankheitsbild. In der Regel werden für akute Schmerzen 1-3 Behandlungen in einem 1-2 Wochen Rhythmus durchgeführt. Bei chronischen Beschwerden können auch größere Zeitintervalle zwischen 1 und 6 Wochen nötig sein, da bestimmte Behandlungstechniken lange nachwirken. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Therapeuten aufklären, wann er welche Behandlung als sinnvoll für Sie erachtet. Eine Sitzung beim Osteopathen weist in der Regel eine Länge von 50-60 Minuten auf, wobei es auch hierbei je nach Verfahren individuelle Unterschiede geben kann. Wenn Ihr Therapeut jedoch stets im 30-Minuten Takt Patienten einberuft, sollten Sie ihn nochmals hinsichtlich seiner Gründlichkeit überprüfen.

Osteopathie-Kosten

Osteopathische Leistungen werden von praktizierenden Ärzten und Heilpraktikern nach der eigenen berufsständischen Gebührenordnung ab. Je nach Sitzung können sich die Kosten dabei zwischen 60 und 150 Euro verlaufen.

Seit dem Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetzes im Jahr 2012 erstatten inzwischen über 100 Krankenkassen zumindest anteilig die Kosten für Osteopathie Behandlungen. Daher lohnt es sich, sich rechtzeitig bei Ihrer Krankenkasse zu informieren.

Fazit

Trotz fehlender Studienbelege hinsichtlich der Wirksamkeit von Osteopathie, verbinden viele Menschen etwas Positives mit der Therapieform. Oftmals haben Patienten die Erfahrung gemacht, von der Schulmedizin nicht gut genug behandelt worden zu sein oder nicht ernst genommen zu werden. Bei einer osteopathischen Therapie hingegen wird sich Zeit genommen für den Patienten. Osteopathen hören ihren Patienten zu, hinterfragen und berühren sie, was bereits eine positive und entspannende Wirkung erzielen kann. Auch appellieren osteopathische Therapeuten oftmals an die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, was die positiven Erwartungen der Patienten zusätzlich bestärkt. Diese Aspekte gelten jedoch lediglich als Kontextfaktoren und somit als unspezifische Therapieeffekte. In Bezug auf die spezifischen Therapieeffekte ist bislang noch keine ausreichende Wirksamkeit erwiesen worden.