Die Endometriose ist eine chronische oft schmerzhafte Erkrankung von Frauen, bei der sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutterhöhle bildet. Dieses Endometriosegewebe verändert sich wie die normale Gebärmutterschleimhaut während des Menstruationszyklus. Es kann so im unteren Bauch- bzw. Beckenraum zum Beispiel auf der Gebärmutter oder den Eileitern zu Gewebeblutungen, Narbenbildung und Schmerzen kommen.
Laut einer Metastudie (ISRN Obstet Gynecol) leiden weltweit zwischen 5 und 15 Prozent aller Frauen im fruchtbaren Lebensalter unter einer Endometriose. Die Erkrankung ist bei 40 bis 60 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, die Ursache für deren Unfruchtbarkeit. Wird eine Endometriose nicht behandelt, kann die Erkrankung bis zum Beginn der Wechseljahre bestehen bleiben. Noch ist unklar, welche Ursachen die Entstehung einer Endometriose begünstigen. Es gibt deshalb bei dem Krankheitsbild noch keine Möglichkeit einer Prophylaxe.
Behandlung einer Endometriose ist problematisch
Dr. med. Nadine Rohloff, ehemalige Mitarbeiterin im Endometriosezentrum der Frauenklinik im Universitätsklinikum Münster (UKM) erklärt, dass die Erstdiagnose einer Endometriose oft mehrere Jahre benötigt. Besonders in Anbetracht des hohen Rezidivrisikos und der starken Schmerzen verursacht dies bei vielen Frauen eine starke Belastung.
Auch nachdem die Endometriose erkannt wurde, ist der Leidensweg des Patienten oft noch lange nicht beendet. Dies liegt zum einen an den häufig auftretenden Begleiterkrankungen, und daran, dass die Endometriose häufig wiederkommt. Hinzukommt ein Mangel an gut ausgebildeten Fachärzten, der in kurzen Sprechzeiten resultiert. Es können daher oft nicht alle Facetten der individuellen Ausprägung der Endometriose bei allen Patientinnen erläutert werden.
Selbstmanagement bei Endometriose
In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien belegt, dass in den Alltag eingebundene Maßnahmen bei vielen Patienten zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führen können. Inzwischen nutzen daher laut einer australischen Studie (BMC Complementary Medicine and Therapies) 76 Prozent aller betroffenen Frauen solche Strategien. In Zukunft soll eine in Deutschland entwickelte Endometriose App die Behandlungserfolge noch weiter verbessern, in dem sie Patientinnen eine Möglichkeit gibt ihre Maßnahmen und die daraus resultierende Wirkung systematisch zu erfassen.
Die häufigsten Maßnahmen zum Umgang mit durch eine Endometriose ausgelösten Schmerzen sind laut der australischen Studie:
- Wärme (70 %)
- Ausruhen (68 %)
- Meditation/Atemübungen (47 %)
- Ernährungsumstellung (44 %)
- Sport (42 %)
- Dehnübungen (40 %)
- Yoga/Pilates (35 %%)
- Massage (32 %)
- Kräuter (16 %)
- Alkohol (14 %)
- Akupressur (8 %)
- Kälte (5 %)
- Hanföl/CBD Öl (3 %)
Die Probandinnen wurden in der Studie überdies dazu befragt, welche der Maßnahmen ihre Schmerzen kurz- oder langfristig lindern konnten. Sie bewerteten dies auf einer Skala von null (keine Verbesserung) bis zehn (vollständige Linderung).
Die größte Schmerzlinderung wurde ausgelöst durch:
- Wärme
- Gesunde Ernährung
- CBD Öl
- Entspannung und Akupressur
Hilfreich waren außerdem:
- Yoga/Pilates
- Meditation
- Bewegung
Trotz der oft guten Effekte durch das Selbstmanagement bei einer Endometriose gaben 24 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen an, in ihrem Alltag keine Maßnahmen gegen die Schmerzen zu nutzen. Die Hauptgründe dafür sind Zeitmangel sowie ein Mangel an entsprechenden Informationen. Auch hier soll die Endometriose App, deren Warteliste bereits geöffnet ist, durch ein umfangreiches Informationsangebot helfen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei einer Endometriose
Das Selbstmanagement ist immer eine Ergänzung zur Therapie beim Arzt. Je nach Symptomen, Schmerzbelastung und Kinderwunsch stehen Hormontherapien und Operationen zur Verfügung. Welche Therapie wann eingesetzt wird, sollte immer individuell mit einem spezialisierten Arzt abgesprochen werden.
Medikamente bei Endometriose
Bei einer Endometriose werden Medikamente sowohl zur Linderung der Schmerzen als auch zur Hemmung des Wachstums der Endometriose-Herde eingesetzt.
Schmerzmittel bei Endometriose
Viele Patientinnen verwenden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac, die nachweislich bei starken Regelschmerzen helfen. Eine wissenschaftliche Bestätigung dafür, dass die Medikamente auch bei sonstigen Endometriose-Schmerzen helfen, wurde noch nicht erbracht. Leider berichtet viele Betroffene bei NSAR von Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Übelkeit und Kopfschmerzen. Das Medikament sollte deshalb nicht über eine längere Zeit und nur unter ärztlicher Aufsicht genommen werden.
Bei besonders starken Endometriose-Schmerzen werden manchmal auch Opioide verschrieben. Auch deren Wirkung bei Endometriose-Schmerzen ist durch die Wissenschaft noch nicht eindeutig belegt. Neben den Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen und Blutdruckschwankungen besteht bei längerer Anwendung außerdem ein nicht zu unterschätzendes Abhängigkeitsrisiko. Die Behandlung bei einem Schmerztherapeuten ist häufig sinnvoll.
Hormonpräparate bei Endometriose
Eine hormonelle Endometriose-Behandlung eignet sich meist nur für Frauen ohne Kinderwunsch, weil die Hormonpräparate die Hormonproduktion in den Eierstöcken unterdrücken. Es kommt somit zu keiner Regelblutung und keinem Eisprung. Weil die Endometriose-Herde vor allem östrogenabhängig sind, werden sie durch die deutlich geringere Produktion von Östrogenen ruhig gestellt und die Schmerzen lassen signifikant nach. Derzeit ist es in der Medizin noch umstritten, ob die Hormonbehandlung auch eine Rückbildung der Endometriose-Herde auslöst.
Operation bei Endometriose
Je nach Ausprägung raten Ärzte entsprechend der Leitlinie zu einer operativen Endometriose-Behandlung. Dies kann beispielsweise sinnvoll sein bei:
- Unfruchtbarkeit
- Schweren Schmerzen
- Schokoladenzysten der Eierstöcke
- Einem Befall des Darms oder der Blase
Das Ziel einer operativen Endometriose-Behandlung ist die vollständige Entfernung des versprengten Gebärmutterschleimhaut-Inseln. Dies erfolgt mittels Skalpell, Laser oder elektrischem Strom. Leider ist es manchmal dabei auch nötig einen Teil der befallenen Organe zu entfernen. Bei den meisten Patientinnen erfolgt die Operation bei einer Endometriose im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Manchmal ist aber auch ein Bauchschnitt (Laparotomie) erforderlich.