Die bei uns als Thai-Massage bekannte Massagetechnik hat in Thailand und angrenzenden asiatischen Ländern eine lange Tradition. Die traditionelle Thai-Massage wird üblicherweise in Massagestudios, Wellnessbetrieben und Saunen, wo sie als Service angeboten wird, mit TTM abgekürzt. Im westlichen Teil Europas wird die Thai-Massage auch als Thai-Yoga-Massage bezeichnet. In Thailand selbst trägt die Massage den Namen Nuat Phaen Boran. Übersetzt bedeutet das „massieren nach uraltem Muster“.
Dehnen und Strecken für das Wohlbefinden
Bei einer klassischen Thai Massage wird der Kunde oder Patient durch den Masseur in verschiedene, dem klassische Yoga entnommene Positionen gebracht. Dafür werden der Körper und die einzelnen Gliedmaßen gedehnt und gestreckt. Hinzu kommt die Mobilisierung der Gelenke und Druckpunktmassagen an bestimmten Körperstellen. Eine direkt heilende Wirkung der Thai-Massage konnte zwar wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen werden, aber das passive Dehnen und Strecken ist außerordentlich wohltuend und man hat das Gefühl, dass im Körper etwas passiert und Verkrampfungen gelöst werden. Viele Menschen schwören deshalb auf die Thai-Massage.
Die zehn Energielinien, thailändisch sip sen
Laut traditioneller asiatischer Lehre wird der Körper von zehn Energielinien durchzogen. Die Linien werden durch sanft durchgeführte Dehnungen und durch gezielt gesetzten rhythmischen Druck mit dem Knie, dem Handballen, dem Daumen sowie durch Ellenbogen und Füße bearbeitet und damit der alten Lehre nach aktiviert. Der Massierte liegt dabei in möglichst legerer und dehnbarer Kleidung auf dem Boden auf einer Massage- oder Yogamatte. Eine Thai-Massage wird kraftvoll und dynamisch durchgeführt und verlangt auch dem Behandelten etwas ab. Bei der klassischen Durchführung dieser ganz besonderen Massage bei Patienten ohne bekannte Erkrankungen oder spezifische Beschwerden werden mindestens 77 verschiedene Behandlungstechniken und Bewegungsabläufe durchgeführt.
Eine recht zeitaufwendige Behandlung
Eine gut und traditionell durchgeführte Thai-Massage erfordert ihre Zeit. Die Behandlung dauert wenigstens eineinhalb Stunden, kann sich aber durchaus auch über einen Zeitraum von drei Stunden erstrecken. Die durch die Massage angesprochenen Energielinien finden in der modernen Schulmedizin zwar keine Entsprechung, aber das hat nicht zu besagen, dass eine solche Massage nichts bewirkt. Immerhin hat inzwischen die traditionelle chinesische Medizin, kurz TCM, auch in weiten Kreisen Anerkennung gefunden. Wem die Thai-Massage guttut, der sollte daran festhalten. Von dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos ist der weise Spruch überliefert „Wer heilt hat recht“. Der Urvater der Medizin und Begründer der Heilkunst als Wissenschaft lebte von 460 bis 370 vor Christi Geburt. Noch heute müssen junge Mediziner den hippokratischen Eid schwören, ehe sie ihren Beruf ausüben dürfen.
Geschichte und Herkunft der Thai-Massage
Die in der Thai-Massage angewendeten Yoga-Elemente wie Fisch, Zange, Pflug und Brücke deuten auf den Ursprung der Massageform in Indien hin. Die der Thai-Massage zugrundeliegenden Energielinien sip sen sind vergleichbar mit in Indien gebräuchlichen energetischen Linien, die dort prana-nadis, Sushuma nadi oder Pingala nadi genannt werden. Als Urheber der Thai-Massage gilt der aus Nordindien stammende Arzt Jivakar Kumar Bhaccha, der wiederum in Thailand als Vater der Medizin bis heute verehrt wird. Jivakar Kumar Bhaccha war ein Zeitgenosse von Hippokrates und Buddha und lebte im 5. Jahrhundert vor Christus. Vor einer traditionell durchgeführten Thai-Massage wird der Urheber der Behandlung in einer kurzen Andacht mit den Worten „Om Namo Jivago …“ erwähnt. Jivakar Kumar Bhaccha war Leibarzt des Magadha-Königs Bimbisara im Osten Indiens. Er wird als solcher in den alten buddhistischen Schriften Pali-Kanon erwähnt und kannte Buddha wohl auch persönlich.
Die Massage buddhistischer Mönche
Vorstellbar ist zudem, dass buddhistische Mönche die sogenannte Thai-Massage weiterentwickelt haben, um ein Gegengewicht zu den Folgen ihrer lang anhaltenden Meditationsstellungen zu schaffen. Vermutlich haben buddhistische Mönche die Thai-Massage nach Südostasien gebracht. Sie zogen einst von Indien nach Myanmar und ließen sich dort nieder. Das ist vermutlich im 2. oder 3. vorchristlichen Jahrhundert geschehen. Ein schriftliches Zeugnis für den Ablauf einer Thai-Massage befand sich in Khmerschrift und Pali-Sprache auf uralten Palmblättern. Im Jahr 1832 ließ der thailändische König Nang Klao die Überlieferung in 60 Tafeln aus Stein gravieren. Im Tempel Wat Pho in der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind diese Steintafeln bis heute zu besichtigen. Im Ursprungsland Indien wird die Thai-Massage heute nicht mehr praktiziert.