Das Lipödem – ein Überblick

Stadien des Lipödems
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Das Lipödem ist eine schmerzhafte, anlagebedingte Erkrankung, bei der eine Fettverteilungsstörung auftritt. Diese Störung äußert sich durch symmetrische Fettansammlungen, insbesondere an der Hüfte, den Beinen sowie dem Gesäß. Die Erkrankung tritt vermehrt bei Frauen auf und kann Personen jeglichen Gewichts betreffen. Dass es sich bei einer übermäßigen, symmetrischen Fettansammlung um diese Krankheit handelt, ist jedoch den wenigsten Betroffenen klar.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Hauptsächlich Frauen betroffen
  • Abfallen oder Ansteigen des Östrogenspiegels gilt als Triggerfaktor
  • Lipödem hat drei Schweregrade
  • Diagnose von erfahrenen Ärzten einholen
  • Lipödem nicht heilbar, aber therapierbar

Das Lipödem betrifft laut Studien zwischen 5 und 9,7 % der Frauen, aber kaum Männer. Die ersten Symptome der Erkrankung manifestieren sich meist in den Phasen hormoneller Veränderung. Dies kann die Pubertät ebenso betreffen wie Schwangerschaft, Menopause oder eine Hormoneinnahme. Als entscheidender Triggerfaktor gilt sowohl das Ansteigen als auch das Abfallen des Östrogenspiegels. Bei einer entsprechenden Veranlagung können sich diese hormonellen Veränderungen auf das Lipödem auswirken. Als Synonym zum Lipödem gilt der Begriff Reiterhosenphänomen.

Charakteristische Symptome des Lipödems

Das Lipödem tritt stets symmetrisch auf und lokalisiert sich an den Extremitäten sowie am Po und an den Hüften. Bei rund einem Drittel der Betroffenen sind auch die Arme mitbeteiligt. Arme und Oberschenkel weisen dadurch eine Disproportion zum Körperstamm auf. Zusätzlich zum vermehrten Fettgewebe in der Unterhaut lagert sich Wasser in das Gewebe ein.
Neben den offensichtlichen optischen Aspekten kann die Krankheit weitere Beschwerden bereiten. Die oft unregelmäßig geschwollenen Beine oder Arme reagieren stark auf Druck- und Spannungsschmerz. Darüber hinaus neigen Betroffene zur Entstehung von Blutergüssen – selbst bei kleinen Stößen. Die Hände und Füße sind typischerweise nicht von Fettanlagerungen betroffen. Als Krankheit wird das Lipödem jedoch erst bezeichnet, wenn die Veränderungen zu Beschwerden führen.

Drei Schweregrade des Lipödems

Aufgrund seiner Morphologie wird das Lipödem klinisch in drei Schweregrade, vom Lipödem Stadium 1 bis hin zu Stadium 3, unterteilt.

  1. Im Lipödem Stadium 1 zeigt sich die Hautoberfläche glatt und das Fett unter der Haut erscheint dicht und homogen.
  2. Im Lipödem Stadium 2 sind die subkutanen Fetteinlagerungen größer und knotig tastbar. Darüber hinaus sieht die Hautoberfläche wellenförmig aus.
  3. Im Lipödem Stadium 3 hat die Hautoberfläche ein zerklüftetes Relief und das Fettgewebe unter der Haut fühlt sich grobknotig an. Zudem erheben sich Fettpolster über das normale Hautniveau und es kommt zu Vorwölbungen. Diese können die Beweglichkeit stark einschränken.

Unabhängig vom Stadium tritt die typische Fettverteilung auf und das Gewebe ist druck- und berührungsempfindlich. Außerdem treten diffuse Hämatome ohne nachverfolgbaren Grund auf. Die Schwere der Symptome hängt jedoch nicht mit dem Stadium zusammen. Sowohl der Verlauf, das Ausmaß als auch die Dynamik eines Lipödems sind nicht vorhersehbar und variieren von Patienten zu Patienten.

Wie wird das Lipödem diagnostiziert?

Die Erkrankung ist auch heute noch relativ unbekannt und wird häufig nicht richtig oder sehr spät erkannt. Ein erfahrener Arzt sollte das Krankheitsbild jedoch in der Regel alleine durch Anamnese, Inspektion und Palpation zuordnen können. Ein Ultraschall der Weichteile gibt zudem Aufschluss über die Fettgewebekompression und die Dicke. Um das Lipödem von weiteren Erkrankungen abzugrenzen, sind möglicherweise weitere Untersuchungen notwendig.

Lässt sich das Lipödem heilen?

Eine kausale Therapie für das Lipödem ist bis heute nicht bekannt. Ziel einer Lipödem-Therapie ist deshalb alleine die Besserung der Beschwerden wie Schmerzen, Disproportion und Ödem. Darüber hinaus sollten durch die Behandlung Komplikationen verhindert werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Für die Behandlung des Lipödems stehen nicht-operative und operative Methoden zur Verfügung. Bevor eine operative Behandlung angedacht wird, empfiehlt es sich, alle nicht-operativen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Nicht-operative Behandlung

Nicht-operative Methoden mindern insbesondere die Schmerzen, die bei einem Lipödem auftreten. Zudem lässt sich laut aktueller Studien der Umfang der Extremitäten um bis zu 10 Prozent reduzieren. Eine komplette Eliminierung der Fettpolster ist allerdings nicht möglich.
Als Therapiemöglichkeiten stehen komplexe physikalische Methoden wie Kompression und manueller Lymphdrainage ebenso zur Verfügung sowie Physiotherapie, sorgfältige Hautpflege und Ernährungsumstellung. Oft ist zudem eine psychologische Begleitung anzuraten.

Operative Behandlung

Die operative Lipödem-Therapie führt ein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie durch. Meist führt dieser eine Fettabsaugung an den Beinen durch. Diese entfernt das überschüssige Fett, stellt die Proportionen zwischen Ober- und Unterkörper wieder her und verbessert die zuvor eingeschränkte Beweglichkeit.
Nach einer Liposuktion können Lymphdrainagen und Kompressionstherapien oft deutlich reduziert oder sogar vollständig gestoppt werden.

Das Lipödem ist eine schmerzhafte, anlagebedingte Erkrankung, die hauptsächlich Frauen betrifft (Lesetipp: Schmerztherapien). Seine Entstehung ist von hormonellen Veränderung beeinflusst und die Diagnose gestaltet sich oft schwierig. Dennoch gilt: Nicht verzagen! Zwar ist das Lipödem nicht heilbar, mit verschiedenen Therapieoptionen – von physikalischen Therapien bis zu Liposuktion – lassen sich die Symptome jedoch lindern.

 

Quellen:

www.plastische-chirurgie-sattler.de/lipoedem/
lipoedem-gesellschaft.de/das-lipoedem/
www.hexal.de/hcp/fachgebiete/gyn-spezial/interdisziplinaere-themen/das-lipoedem-ueberblick-und-relevanz