Ein Medizinstudium ist anspruchsvoll, das ist den meisten Studierenden bewusst, wenn sie sich an der medizinischen Fakultät einschreiben. Doch ein Zahnmedizinstudium sowie die spätere Praxisführung gehen nicht nur mit fundiertem Medizinwissen einher. Sie erfordern auch ein technisches Verständnis. Welche Voraussetzungen es für den Werdegang eines Zahnarztes gibt, lesen Sie hier.
Die gemeinsame Zeit der Vorklinik
Nach der Immatrikulation führt Sie das Zahnmedizinstudium zunächst auf einen gemeinsamen Weg mit allen angehenden Humanmedizinern. Die ersten fünf Semester werden die Grundlagen an alle Studierenden der medizinischen Fakultät vermittelt.
Technisches Wissen spielt bereits hier eine erste Rolle, denn es wird neben den Fächern Anatomie, Biologie, Histologie und Chemie auch die Physik abgedeckt. Hinzu kommen Physiologie, Soziologie und Biochemie.
Im Fach Physik werden den Studierenden nicht nur theoretische Grundlagen vermittelt. Der Schwerpunkt liegt auf praktischen Versuchen. Ohne ein Grundverständnis für physikalische Technik werden Ihnen Elektrizität, geometrische Optik oder auch Radioaktivität durchaus Probleme bereiten. Auch im Bereich Chemie werden nicht nur Vorlesungen gehalten, sondern praktische Seminare absolviert.
Vorklinik für Zahnmediziner beinhaltet bereits technische Propädeutik
Anders als Humanmediziner besuchen angehende Zahnärzte noch während der Vorklinik-Zeit einen Kurs der technischen Propädeutik. Spätestens hier wird deutlich, dass technisches Verständnis noch wichtiger als für die Kommilitonen anderer Richtungen ist.
Die technische Propädeutik vermittelt Fachwissen über die Zahnanatomie anhand von Modellen und fordert von den Studierenden erste Übungen an den Nachbildungen. Es müssen Abformungen genommen und Gusskronen hergestellt werden. Das Anfertigen einer Kunststoff-Teilprothese wird vermittelt und auch Vollprothesen und die Werkstoffkunde stehen im Raum.
Materialien und Werkzeuge einsetzen
Das in der Propädeutik und auch später genutzte Equipment wird nicht an allen Universitäten als Material bereitgestellt. Die Kosten wären sonst für die Lehrstühle kaum tragbar. Studierende der Zahnmedizin müssen sich daher frühzeitig das nötige Material sowie Werkzeug kaufen.
Die technische Ausstattung kann sehr kostenintensiv für Sie werden. Am einfachsten ist es, wenn Sie in einem Shop für Dentalbedarf alles übersichtlich auf einen Blick haben und dort einkaufen. Ob es ein Komplettset werden muss oder Sie nur Wachs und Abformmasse oder nur Winkelstücke benötigen, erfahren Sie an Ihrer Fakultät. Meist werden Listen von den Dozenten ausgegeben oder stehen zu Studienbeginn für alle zur Einsicht.
Der Weg durch das Physikum
Im Anschluss an die Vorklinik beginnt das Physikum. Da nun das naturwissenschaftliche und technische Vorwissen gesammelt wurde, muss dies in Prüfungen erfolgreich bewiesen werden. Das Physikum bedeutet also eine intensive Prüfungsphase, die meist in Viergruppen abgelegt wird.
Theoretische Grundlagen wie die der Anatomie und Biochemie werden in Prüfungen abgefragt. Vorlesungs- und Praktikumsinhalte sollten dabei gleichermaßen präsent sein. Oft werden zwei Präparate vorgelegt, anhand derer Erklärungen gegeben werden müssen. Angehende Zahnmediziner erhalten dabei ein allgemeines und ein Präparat aus dem Mundraum.
Es folgen praktische Abschlusstests, bei denen das technische Können wieder stark im Vordergrund steht. Es gilt, auch unter dem Zeitdruck einer Prüfung das Fachwissen mit handwerklichem Geschick zu beweisen, während Sie beispielsweise eine Vollgussbrücke oder eine Totalprothese anfertigen.
Wird das Physikum bestanden, beginnt im Anschluss das erste klinische Semester.
Die Klinik-Phase: Arbeit mit und am Patienten
Sie haben mit dem Physikum bewiesen, dass der Weg zum Staatsexamen gegangen werden kann. Dieser wird durch erfahrene Mediziner betreut und überwacht, erfolgt aber bereits in direkter Interaktion mit Patienten. Daher treten nun auch Aspekte der Praxisverwaltung in den Vordergrund. Lernen Sie, Hygienevorschriften umzusetzen und Patientendaten angemessen zu verwalten. Dies kann deutlich mehr Zeit und auch Belastbarkeit fordern als viele vorab denken.
Sie müssen nun auch technisches Verständnis beim Röntgen und der Auswertung der Bilder beweisen. Die Radiologie ist ein wesentlicher Aspekt der zahnmedizinischen Betreuung, denn anders als bei vielen Fachärzten anderer Richtungen werden Patienten selten an eine Radiologie überwiesen, wenn der Kiefer geröntgt werden soll. Dies übernehmen Zahnärzte praxisintern und müssen entsprechend mit der Technik sowie der Bildauswertung vertraut sein.
Zudem wird theoretisches und praktisches Wissen der Propädeutik vertieft. Im Praxisalltag entspricht ein Gebiss nicht immer dem Lehrbuch und damit gilt es umzugehen. Im Zuge der praktischen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden zudem Operationen begleitet.
Die Klinikzeit endet mit der Examensvorbereitung. Nach frühestens zehn Semestern können Sie sich zum Staatsexamen anmelden. Dieses erstreckt sich über mehrere Monate und erlaubt nach dem Bestehen das selbstständige Praktizieren als Zahnarzt.
Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen
Zur technischen Ausstattung einer guten zahnärztlichen Betreuung zählt beispielsweise die digitale Kiefergelenksvermessung und die maschinelle Wurzelkanalbehandlung. Weiterbildungen helfen Ihnen, mit allen technischen Geräten bestens vertraut zu bleiben.
Da der technisch-medizinische Wissensstand niemals stagniert, sondern sich permanent entwickelt, ist es sehr wichtig, das Fachwissen beständig zu erweitern. Für Zahnärzte spielen Erneuerung der bildgebenden Diagnostik eine große Rolle, aber auch die wachsenden Möglichkeiten der Implantologie. Gerade letztere erfordert enorme technische Affinität.